_ Randegg

Massaker im Schliefaugraben

Tatort Schliefaugraben, 2020
Am 5. und 6. April 1945 wurden entlang der Schliefauerstraße fünf unbekannte männliche KZ-Häftlinge erschossen, weitere sechs – darunter fünf unbekannte Frauen sowie ein polnischer KZ-Häftling – am 10. April 1945 in Schliefau.
Am 5. und 6. April 1945 wurden entlang der Schliefauerstraße fünf unbekannte männliche KZ-Häftlinge erschossen, weitere sechs – darunter fünf unbekannte Frauen sowie ein polnischer KZ-Häftling – am 10. April 1945 in Schliefau. Zumindest eines der elf Opfer – der Pole Henryk Koza – war Teil eines Evakuierungsmarsches aus dem KZ-Außenlager Wien-Saurerwerke in Richtung KZ Mauthausen (siehe auch Mank). Die elf Leichen wurden am 12. und 13. April 1945 in zwei Gräbern am Randegger Ortsfriedhof bestattet, sollen später jedoch angeblich in ihre Heimatländer Ungarn und Rumänien überstellt worden sein. Dies erscheint fragwürdig, da sowohl Identität als auch Herkunft der Opfer (mit Ausnahme von Koza, geboren am 24.5.1923 in Rudniki) bis heute ungeklärt ist. Die Gräber sind nicht mehr erhalten.

Das Massaker im Schliefaugraben
Das größte Massaker im Bezirk Scheibbs fand wenige Tage später im Schliefaugraben statt. Die Angaben zur Zahl der dort ermordeten ungarisch-jüdischen ZwangsarbeiterInnen variieren in der Literatur zwischen 96 und 113 Toten. Die Opfer – fast zur Hälfte Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren – waren im Zuge von Evakuierungsmärschen aus ZwangsarbeiterInnenlagern in Stangental und Kerschenbach (beides Bezirk Lilienfeld) gekommen. Am 15. April 1945 wurden sie im Schliefaugraben von SS-Männern erschossen und von sechs Hitlerjungen des Wehrertüchtigungslagers Reinsberg verbrannt. Tags darauf wurden die sterblichen Überreste am Tatort verscharrt, die wenigen Habseligkeiten der Ermordeten wurden verbrannt.

Gedenken an den Massenmord
Im September 1947 gab das Amt der NÖ Landesregierung den Auftrag zur Errichtung eines Gedenksteins am Tatort des Massakers. Zum Zeitpunkt der Anbringung des Steins im Jahr 1948 waren die sterblichen Überreste jedoch bereits exhumiert (am 28.11.1947) und auf dem jüdischen Friedhof im ungarischen Szeged beigesetzt worden. Der Gedenkstein wurde daher ersatzlos wieder entfernt und in adaptierter Form beim Massengrab der Opfer des Massakers Hofamt Priel aufgestellt. Auf Initiative des katholischen Pfarrers von Randegg, Adalbert Waser, wurde zum 35. Jahrestag des Massakers im Schliefaugraben ein Gedenkstein errichtet. Am 15. April 1980 wurde der Stein im Rahmen einer Gedenkfeier enthüllt. Seither finden alljährlich im April Gedenkfeiern am Ort des Massakers statt, an denen auch SchülerInnen der Mittelschule Randegg teilnehmen. Auf mehreren Schautafeln wird an die Geschichte des Massakers vom April 1945 erinnert.
 
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